DiesDas | Von Bloggern, Kritikern und anderen Problemen


Situation 2015:
Erinnert ihr euch noch an die beiden Aktionen #WirsindBookTube und #WirbloggenBücher? Sie bauten gewissermaßen darauf auf, dass uns Literaturbloggern und Booktubern vorgeworfen wurde, wir nähmen uns das Recht heraus uns selbst als Literaturkritiker zu sehen.
Die daraufhin geradezu flutartig veröffentlichten Posts und Videos stellten u.a. eines klar: Wir sehen uns nicht als Kritiker, wir möchten nur über das schreiben/sprechen, was uns bei unserem Hobby Lesen ge-/missfällt. (Zumindest kam das in allen Beiträgen heraus, die ich damals las/sah.)


Situation 2017:
Knapp zwei Jahre sind seit den Beiträgen ins Land gezogen und was hat sich verändert? Einiges, möchte ich sagen. Heute wird zusehends oft kritisiert, dass Blogger sich nicht genug professionalisieren, nicht nach mehr streben.
Auf der Leipziger Buchmesse durfte ich als Referentin an den Bloggersessions teilnehmen. Im Rahmen dieser Veranstaltung hatte ich die Gelegenheit einer Keynote von Andreas Platthaus (Chef des Ressorts Literatur und literarisches Leben bei der FAZ) zu folgen. Auch er sprach das Verhältnis von Bloggern und Literaturkritikern an. - Allerdings mit dem Unterschied, dass er sich fragte, weshalb Blogger sich nicht als Kritiker verstünden.
Verkehrte Welt möchte man meinen...


Diese Keynote - die, nebenbei bemerkt, wirklich ein beeindruckendes Rhetoriktalent offenbarte - griff eine Vielzahl von Aspekten auf. Nicht wenigen Auffassungen Platthaus' stimmte ich zu. Doch gerade in einigen (für mich) wirklich wichtigen Punkten, konnte ich innerlich nur den Kopf schütteln. Aus diesem Grund hegte ich seit dem den Wunsch, euch meine Gedanken über unsere vielfältige Blogosphäre mitzuteilen. (Wobei ich hier nur auf wenige ausgewählte Themen eingehe. Alles andere würde den Rahmen sprengen. Vielleicht greife ich weitere Punkte stattdessen in einem späteren Post auf.)
Zudem gesellte sich nun noch dieser Post der Seite Booknerds hinzu. Da zumindest einige Ansichten in eine ähnliche Richtung laufen, werde ich auch auf einige Aspekte hierin eingehen.

Diejenigen von euch, die schon länger bei mir mitlesen, wissen, dass ich auf meinem Blog eigentlich keine Kommentare zu Beiträgen anderer Blogger abgebe. Zumindest für dieses Mal möchte ich das ändern und mir auch für die Zukunft offen lassen, bei Bedarf ähnliche Posts zu verfassen.
Vorangestellt noch eins: Ich spreche hier nur für mich. Wenn sich auch andere in meinen Worten wiederfinden, freue ich mich wirklich sehr darüber. Ich nehme mir aber nicht heraus, für die unglaublich vielseitige Buchblog-Community zu sprechen.


Zunächst möchte ich noch einmal den bereits oben genannten Punkt zur Problematik "Blogger und Literaturkritiker" aufgreifen. Im Laufe seiner Argumentation kam Andreas Platthaus zu dem Ergebnis, es müsse allein an dem Wort Kritiker liegen. Da Kritik in der heutigen Zeit häufig ein doch eher negativ assoziierter Begriff und der Beruf des Kritikers in unseren Augen veraltet sei, könnten wir uns damit nicht identifizieren. Zudem wollten Blogger sich von der Rationalität abgrenzen, mit denen literarische Werke von Literaturkritikern auseinandergenommen werden.
In meinen Augen ist dies ein falscher Ansatz. Ich persönlich denke bei dieser Bezeichnung/diesem Beruf zu allererst an Persönlichkeiten wie Marcel Reich-Ranicki. Sein Name und sein Ruf eilen ihm voraus. Sein Werk hat die deutsche Literaturszene maßgeblich beeinflusst, über Jahre/Jahrzehnte hinweg und wird es auch noch post mortem tun. Er steht in meinen Augen für all die Kritiker, die sich journalistisch hochwertig, sachlich und (mehr oder weniger) distanziert bestimmten Texten nähern. Mich selbst Kritiker zu nennen, hieße mich auf eine Stufe mit ihm (und all den professionellen Literaten) zu stellen. Und mit Verlaub, das wäre reine Selbstüberschätzung!

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob und inwieweit ich journalistisch hochwertige Texte schreibe. Von dem bekannten Journalisten Joachim Hecker erhielt ich vor einer Weile eine Nachricht mit diesen Worten:

"[...] Und über Ihre Kritik habe ich mich sehr gefreut! Natürlich deshalb, weil sie positiv ist. Aber eigentlich noch mehr, weil sie fundiert ist und man merkt, dass sie sich mit dem Buch wirklich auseinandergesetzt haben. Als Journalist kann ich sagen: Das ist eine richtig gute Kritik, die inhaltlich fundiert, voller Sachkenntnis und prima geschrieben ist, so dass man sie mit Gewinn liest. [...]"

Natürlich habe ich mich bei diesen Worten geehrt gefühlt. Aber setze ich mir deswegen wirklich das Ziel "journalistischer" arbeiten zu wollen? Für mich ein klares Nein. - Aus folgendem Grund: Ich habe mir nie besonders viele Gedanken darüber gemacht, wie genau ich meine Beiträge verfassen sollte, auf welche Weise ich an Rezensionen und andere Beiträge herangehen sollte. Ich habe schon immer einfach so geschrieben, dass ich selbst zufrieden damit war und sagen konnte: "Das ist ein Text, den ich selbst gerne lesen würde." Für mich ist das Bloggen nur ein Hobby und das wird es vermutlich auch immer bleiben. Was daran ist verkehrt? Ein Hobbyfußballer strebt vermutlich auch danach sich selbst zu verbessern, aber nach dem Training zieht er sich um und kehrt zurück in sein sonstiges Leben, in dem er vielleicht einen Bürojob hat. Niemand würde auf die Idee kommen, ihn wegen seines mangelnden Elans mehr aus seinem Hobby zu machen, zu kritisieren. 
Also warum ist das in der Bloggerszene anders? 
Aus diesem Grund finde ich (u.a.) den Absatz aus dem oben erwähnten Beitrag von Henri Vogel fast schon traurig: "Reden über Bücher und Literatur ist die eine Sache (das geht in Buchclubs oder auch in Online-Leserunden), um in der etablierten Kritik anerkannt zu werden, muss man deren Handwerk zunächst beherrschen. Danach kann man es immer noch nach Herzenslust brechen."
Ich studiere weder Journalismus, noch irgendein Fach, dass auch nur ansatzweise in diese Richtung ginge. Darf ich deshalb nicht meinen Blog betreiben? (Bevor ihr für euch ein Urteil fällt, lest bitte den ganzen Artikel. Ansonsten kann es hier ein wenig aus dem Kontext gegriffen wirken. Hier noch einmal der Link.)



Es gibt durchaus auch Punkte, bei denen ich sowohl Andreas Platthaus, als auch Henri Vogel zustimme. Das betrifft v.a. die Professionalisierung von Blogs. Dies mag mit Bezug auf den vorigen Absatz evtl. etwas sinnlos wirken, aber lasst mich ausreden:
Ich persönlich verstehe unter der Professionalisierung von Literaturblogs NICHT zwangsläufig, dass sich an der Art und Weise der Blogführung (vieler Blogs zumindest) etwas ändern muss oder dass unsere Beiträge rationaler werden und wir eine gewisse Allgemeingültigkeit unserer Meinung für uns beanspruchen, wie es bspw. das Feuilleton tut (so Andreas Platthaus in seiner Keynote). In meinen Augen heißt es vielmehr, dass wir mit Verlagen (und Autoren) mehr auf einer Augenhöhe agieren. Auf der Buchmesse hatte ich ein sehr anregendes Gespräch mit einer Journalistin, deren Freundin in der Food-Blogosphäre aktiv ist. Dort sei es ganz gewöhnlich für Kooperationen Geld zu bekommen (und zwar zusätzlich zu etwaigen Lebensmitteln, oder was sonst auf dem Blog diskutiert wird), wenn man über ein Produkt, ein Rezept, ... schreibt. 
Für mich persönlich käme es nicht in Frage für jede Rezension Geld zu nehmen oder gar zu fordern (Ich sehe ehrlich gesagt auch kaum eine Möglichkeit, dies fair umzusetzen.). Wie gesagt: Ich blogge aus Leidenschaft zu Bücher, zum Lesen und auch zum Meinungteilen. Es gibt allerdings immer mal wieder wirklich große Aktionen, die auch für den Blogger eine nicht unbedeutende Menge an Arbeit, Hintergrundrecherche und Zeit kostet. In meinen Augen wird gerade diese Arbeit noch nicht angemessen gewürdigt. Und so ist es letztlich gewissermaßen wirklich, wie Henri Vogel in seinem harschen Kommentar schreibt: "Sie [Die Blogger] möchten Bücher lesen, darüber schreiben und sprechen, was ihnen Vergnügen bereitet. Das ist in Ordnung, degradiert sie aber zu (unfreiwilligen?) Werbeträger*innen der Verlage, auch wenn das Fähnlein der Unabhängigkeit im Werturteil noch so hochgehalten wird."

Bitte lasst mir, v.a. wenn ihr bis hierher gelesen habt, einen Kommentar da und schreibt mir eure Meinung. Ich habe wirklich einiges an Energie und Zeit in diesen Beitrag gesteckt, da ich es wichtig finde, gewisse Themen einmal offen anzusprechen. Ich möchte aber unbedingt wissen, wie andere Blogger und Nichtblogger die ganze Thematik betrachten! 
Dies ist und bleibt ein sehr persönlicher und auch ernsterer Post, aber ich hoffe, ihr kommt auch damit klar :-)
Liebst, 
Mareike

17 Kommentare

  1. Hallo meine Liebe Mareike,
    vor erst muss ich sagen, dass dein Blogpost super geschrieben ist! Du setzt dich sachlich, wie auch emotional mit dem Thema auseinander. Ich stimme dir in den meisten Punkten auf jeden Fall zu. Dennoch finde ich es wichtig, dass auch Literaturblogs professionell geführt werden sollten. Viele tun das bereits, aber wenn ich sehe, dass sehr große Blogs immer noch kein Impressum haben, platzt mir die Hutschnur. Allein solche Dinge sehe ich als Proffesionlisierung von Blogs an. Monetarisierung ist da nochmal etwas anderes. Da gibt es auch schon sehr viele, gesplittete Meinungen von. Mein Blog ist auch mein Hobby, schließe aber Proffesionalität hierbei nicht aus. Ich warte einfach ab, was kommt und wie sich die Branche weiterhin verändert und entwickelt. Danke für deinen tollen Beitrag dazu ❤ liebe Grüße Jessie von Miss Paperback

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    1. Irgendwie habe ich das zu schnell geschrieben :D Profesionalisierung 😂 Jetzt hab ichs

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    2. Hallo Jessie,
      danke für deinen Kommentar! Ich stimme dir da zu. Das ist ein Aspekt, der für mich schon wider so alltäglich ist, dass ich den (zu Unrecht) gar nicht betrachtet habe. Und auch, wenn ich am Anfang (zugegeben) den Sinn hinter einem Impressum nicht verstanden habe, finde ich es inzwischen ziemlich wichtig. Danke für den Hinweis (auch in Bezug auf eine genauere Unterscheidung :))
      Alles Liebe,
      Mareike

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  2. Hey Mareike,
    das ist ein Top Beitrag. Ich blogge auch nur zum Hobby und gerade in letzter Zeit ziemlich wenig weil mir die Zeit fehlt. Ich glaube nicht, dass ich wirklich professionell blogge aber das war auch nie meine Absicht. Ich wollte mich wirklich gern mit Büchern auseinander setzen aus Freude, um mit anderen Buchliebgabern in Kontakt zu kommen. Ich bin kein Kritiker dennoch habe ich das Recht auch meine Meinung zu einem Buch zu äußern egal in welcher Form. Es ist einfach ein öffentliches Hobby und ich finde es sehr schade, wenn soetwas immer verurteilt wird.

    Liebe Grüße,
    Fiorella

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    1. Hey Fiorella,
      danke für deinen Beitrag und ich freue mich, dass du es ähnlich siehst, wie ich.
      Liebe Grüße,
      Mareike

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  3. Liebe Mareike,
    toll, dass du dich dieser Diskussion angenommen hast.
    Warum wird sie eigentlich immer nur im Literaturbereich geführt? Von befreundeten Bloggern im Food oder Lifestyle, sprich Reise oder Modeblogs höre ich das nicht. Keiner erwartet, dass alle professionelle Köche oder Modedesigner sind. Und SIE bekommen oft Geld für ihre Posts oder zumindest Kleidung, etc.
    Wenn ein Buchblogger ein Rezensionsexemplar bekommt, ist es schon gleich unlautere "Werbung", egal ob die Besprechung kritisch ist oder nicht. Vielleicht wollen die Geistesgrößen in der Literaturkritik den "intellektuellen Status" auch nicht gerne teilen, wenn man schon kein Geld damit verdienen kann.

    Ich bespreche jetzt seit ca. 20 Jahren Bücher, erst viel Krimis und dann auch andere Genres. Immer nur als "Hobby", denn mein Geld verdiene ich mit einem anderen Beruf. Trotzdem glaube ich, in den vielen Jahren viel über Literatur, Schreiben und Lesen gelernt zu haben. Dass das Internet jetzt "Bloggern" die Möglichkeit gibt, sich besser mitzuteilen und auszutauschen finde ich toll, dadurch ist es viel spannender und bunter geworden und man muss/ kann ja sowieso nicht alle Blogs verfolgen. Literaturkritiker lesen auch kostenlose Rezensionsexemplare, wollen in der Öffentlichkeit gehört und auf Veranstaltungen eingeladen werden und haben noch nicht mal die Mühe, die ein funktionierender Blog macht.
    Also lasst uns Blogger weiterhin ernst nehmen! Danke, das ich das jetzt mal loswerden konnte :)
    Liebe Grüße von den Vorlesern

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    1. Hey ihr :)
      Wow, 20 Jahre ist schon wirklich eine Zeit! Und ich sehe es wie du, dass man in so vielen Jahren einiges lernt. Ich freue mich, dass ihr hier euch mit an der Diskussion beteiligt, denn das ist es in meinen Augen, was das Bloggen auch vom klassischen Feuilleton unterscheidet: Die direkte Interaktion, die wir hegen können :)
      Alles Liebe,
      Mareike

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  4. Vielleicht wäre ein gemeinsamer Konsens zur Definition von "Professionalisierung" hilfreich. Nicht nur was deinen Text angeht, sondern auch die Meinungen, die du hier kurz aufgegriffen hast. Offenbar werden Dinge gefordert oder abgelehnt, die gar nicht auf gleichen Vorstellungen beruhen. Für mich ist Professionalisierung bei einem Blog, dass die rechtliche Seite in Ordnung ist, also Impressum und Co. und dass die Beiträge sprachlich und grammatikalisch ansprechend geschrieben sind. Das kann und sollte jeder Blogger leisten, egal in welchem Bereich er tätig ist. Es ist dabei aber auch vollkommen zweitrangig, ob jemand Geld mit seinem Blog verdient und ob er Produkte bewirbt oder kritisiert, die er kostenlos bekommen hat. Das scheint mir aber nicht das zu sein, was Platthaus unter Professionalisierung versteht.
    Mir scheint hier ein grundsätzliches Missverständnis vorzuliegen. Was ist denn ein Kritiker? Ist es ein Beruf, dann braucht man eine spezielle Ausbildung dafür, die die meisten Blogger nicht haben. Das bedeutet ja nicht, dass sie deswegen nichts schreiben dürfen, sie sind halt einfach keine Kritiker, weil es hier um eine reine Definitionsfrage geht. Kritiker sind auch nicht das Gleiche wie Journalisten. Und auch das ist ein Beruf, für den man entsprechend ausgebildet wird.
    Was ich damit sagen will: Wir benutzen Bezeichnungen, deren Bedeutung nicht geklärt ist. Wir werfen mit Begriffen um uns und sprechen Menschen Qualifikationen ab oder zu, ohne überhaupt einig zu sein, was unsere Worte bedeuten. Und so gibt es die, die zustimmen und die, die etwas ablehnen, aber beide können völlig unterschiedliche Dinge meinen. Es sagt also gar nichts aus, wenn man Bloggern fehlende Professionalität vorwirft, wenn man nicht auch dazu sagt, was man damit meint.

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    1. Hey Moni,
      da hast du wirklich recht. Wie ich oben bei Jessie auch schon geschrieben habe, ist für mich sowohl die rechtliche Seite (Impressum und Co), wie auch die Rechtschreibung/Grammatik inzwischen so alltäglich, dass ich das für gegeben hinnehme. Und da die Blogs, die ich selbst lese sich auch an solche Richtlinien halten, kam mir das beim Schreiben des Posts gar nicht in den Sinn. Aber du hast natürlich recht! Und das auch in Bezug darauf, dass vielleicht endlich einmal grundlegende Begriffe dieser Diskussion definiert werden sollten...
      Liebe Grüße,
      Mareike

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  5. Hobby. Für mich ist mein Blog ganz klar Hobby. Es ist das, was ich gerne tue, ich erwarte im Gegenzug nichts zurück. Natürlich freue ich mich, wenn die Statistik mir anzeigt, dass da wieder der ein oder andere Leser war. Noch mehr freue ich mich, wenn jemand einen kleinen Kommentar hinterlässt aber schlussendlich muss die ganze Sache mir Spaß machen.

    Gerade weil mein Blog mein Hobby ist kann ich es mir herausnehmen nur Bücher zu lesen, die mir gefallen. Ich kann ein Buch jederzeit abbrechen oder gar nicht darüber schreiben, wenn ich das nicht möchte und ich denke diese Möglichkeit verliert man, wenn man den professionellen Bereich betritt. Vielleicht sogar schon in dem Moment, in dem man ein Rezensionsexemplar bekommt.

    Gerade im Moment wird vielen Bloggern vorgeworfen ein bestimmtes Buch vor allem deswegen gut rezensiert zu haben, da sie Angst haben keine weiteren Rezensionsexemplare mehr zu bekommen. Wie viel "schlimmer" wäre dies dann, wenn man für die Meinung auch noch Geld bekäme und das Buch, sagen wir es einmal Umgangssprachlich: Einfach Scheiße ist. Vergeudete Lebenszeit es zu lesen und sich dann auch noch damit auseinanderzusetzen! Zum Schluss ist man freier, wenn man als Hobby bloggt. Der Druck fällt weg und die Meinungen werden authentischer und genau das ist es doch, was wir in unseren Blogs vermitteln und auch lesen wollen.

    Alles Liebe
    Kani

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  6. Hi Mareike,

    zunächst: Kompliment für deinen Artikel, den ich sehr gut geschrieben und sehr objektiv finde. Ich selbst habe Germanistik studiert und habe mich im Studium mit Hochliteratur und Unterhaltungsliteratur auseinandersetzen müssen, was in vielen Seminaren auch zur Diskussion über Kritiker und Blogger geführt hat. Für mich ist das Bloggen ein reines Hobby. Ich schreibe meine Rezensionen so, wie ich sie für richtig halte. Dabei bin ich gerne mal emotional, versuche aber einige moralische Richtlinien einzuhalten, die ich mir selbst gesteckt habe.

    Liebe Grüße und ein schönes #litnetzwerk
    Nina

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  7. Hallo liebe Mareike,

    ein sehr gut geschriebener Artikel, bei dem ich dir nur zustimmen kann. Auch ich führe meinen Blog als Hobby und verdiene mein Geld in meinem Brotjob. Ich sehe mich nicht als Kritiker und finde auch nichts schlimmes daran, dass ich mich nicht so sehe. Ich mag deinen Satz, dass du Texte schreibst, die du so auch selbst gern lesen würdest. Genauso versuche ich es auch zu handhaben. Wenn mir der Text gefällt, dann wird er online gestellt. Gefällt er meinen Lesern, dann zaubert mir das ein Lächeln ins Gesicht.

    Ganz liebe Grüße
    Karin

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  8. Interessanter Beitrag! Mein Blog ist zwar nur mein Hobby, aber ich will ihn trotzdem in einem gewissen Maße professionell führen. Das fängt zum Beispiel schon beim Design an... Trotzdem gibt es auch einige Punkte, in denen sich die Buchblogs von dem ganzen Fashion-/Lifestylebereich unterscheiden. Zum Beispiel der Geldpunkt - ich glaube nicht, dass es durchzusetzen ist, für jede Rezension Geld zu bekommen. Das ist bei den Fashionbloggern total anders. Aber ich glaube, über das Thema kann man noch ewig reden... :)

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  9. Hallo, ich lese hier gespannt mit.

    Ich muss mich leider überwiegend auf Henris Seite stellen, und das nicht etwa, weil ich auch bei booknerds.de schreibe (genauer gesagt bin ich einer der beiden Gründer, Chefredakteur hört sich immer so furchtbar wichtig an).

    Dass man bei Literaturkritik zuerst an MRR denkt, ist meiner Meinung nach schlichtweg mediengemacht - er wurde durch sein doch sehr extrovertiertes und emotionales Auftreten natürlich ein Aufmerksamkeitsmagnet, sicher. Doch Literaturkritik ist und war schon immer mehr als er. Literaturkritik findet nicht nur im Fernsehen statt, nicht nur in Zeitungen, sondern auch in Literaturzeitschriften - und eben auch online, auf unabhängigen Plattformen. Selbst von Nichtstudierten und Nichtexperten wird Literaturkritik geübt. Es gibt keinen Grund, sich selbst unter Wert (in qualitiativem Sinne) zu verkaufen.

    Würde man nach deinem Maßstab zum Beispiel sagen: "Musiker? Das fängt bei mir erst ab Michael Jackson an!", "Maler? Das fängt bei mir erst ab Van Gogh an!" oder "Moderator? Das fängt für mich erst bei Günther Jauch an!", so würde man doch all denen, die hinsichtlich Bekanntheit darunter liegen, ihren Status absprechen. Doch nur, weil jemand einen nicht so hohen Bekanntheitsstatus hat oder das vielleicht AUCH nur als Hobby betreibt (wir sind bei den booknerds z.B. 30+ Leute, die allesamt keinen Cent verdienen - ich betreibe die Seite ja und zahle sogar dafür Geld, wenngleich es sich nur um einen kleinen dreistelligen Betrag pro Jahr handelt - ich bekomme wie meine Mitschreiber nichts für meine Arbeit, ich investiere einen Großteil meiner Freizeit dennoch dafür), ist man nicht zwingend minder qualifiziert.

    Literaturkritik heißt zumindest für mich: Wertend - begründet und fundiert - über ein Buch zu schreiben. Und zwar positiv oder negativ, oder aber positiv UND negativ. Eine Analyse eben. Was ist gut an diesem Buch, was nicht? Das ist es doch, was eine Rezension ausmacht.

    Und wer das Label "Rezension" als Artikelform auf seinem Blog verwendet, der "maßt sich an", ein Teil der Kritikerszene zu sein. Ich zitiere Wikipedia:

    »Eine Rezension (lat. recensio, Musterung‘) oder auch Besprechung (zuweilen auch im deutschen Sprachraum anglisiert zu Review)[1] ist in der Regel eine in Druckerzeugnissen oder digitalen Medien schriftlich niedergelegte, zuweilen aber auch mündlich in Funk, Film oder Fernsehen veröffentlichte Form einer Kritik, die einen bestimmten Gegenstand eines abgegrenzten Themenfeldes behandelt.«

    Also Rezension = Kritik, vereinfacht gesagt.

    Möchte man kein/e Kritiker/in sein, so führt man den Begriff "Rezension" auf seiner Plattform doch eigentlich ad absurdum, oder? Ist das dann nicht lediglich eine Buchbeschreibung? Eine Buchempfehlung? Denn kritische Stimmen liest man ja meistens nicht.

    Ich ging in meinem damaligen Beitrag, auch bei booknerds erschienen, auch schon teilweise auf das Thema ein:

    https://www.booknerds.de/2016/09/streichelzoos-halbe-menschen-anmassungen-und-die-glaskugel-ein-kommentar/

    Und das kann man natürlich genau so als arrogant empfinden. Aber man kann auch in sich gehen und mit solchen Texten arbeiten, anstatt empört oder verletzt darauf zu reagieren, denn das ist bestimmt weder meine Intention bei meinem Text als auch Henris Intention bei seinem Text. Es soll keiner damit verletzt werden - es soll lediglich die Frage aufgeworfen werden, wie es um die Integrität der Literatur-Blogosphäre bestellt ist, um die Wahrnehmung selbiger von außen und von innen.

    Trotzig mit dem Fuß aufzustampfen und zu sagen: "Menno, ich bin aber nur ein einfacher Buchblogger, ich will gar kein Kritiker sein. Außerdem mach ich, was ich will" bringt auch niemanden weiter.

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    1. Hallo Chris,

      zunächst einmal: Vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Ich freue mich wirklich, dass du dir die Zeit genommen und mir deine Sicht der Dinge geschildert hast, v.a. auch, weil wir offenbar nicht in allem eine ähnliche Ansicht haben.

      Ich fange mal einfach chronologisch deinem Beitrag folgend an: Natürlich gibt es unzählige professionelle Literaturkritiker, die unterhalb des Bekanntheitsgrades von Marcel Raich-Ranicki arbeiten und trotzdem ebenso professionell sich mit Texten und Büchern auseinandersetzen. Das ist mir durchaus bewusst und ich wollte mit dem Absatz dazu ihre Arbeit auf keinen Fall herabwürdigen. Ich habe ja lediglich geschrieben, dass er der Erste ist, an den ich in diesem Zusammenhang denke, nicht der Einzige. Demzufolge fängt für mich professionelle Literaturkritik nicht bei ihm an, beinhaltet ihn aber in meinen Augen. Aus diesem Grund empfinde ich es für mich persönlich nicht als angemessen mich mit professionellen Kritikern, die einen ganz anderen Blickwinkel auf Literatur werfen können, als ich es tue (einfach, weil ich diesen Blickwinkel vielleicht nicht einmal kenne), auf eine Stufe zu stellen. Damit möchte ich aber auch keinem anderen Blogger das Recht absprechen, sich als Literaturkritiker zu verstehen.
      Das ist gewissermaßen auch mein persönlicher Grund, weshalb ich Kritik und Kritiker ein Stück weit voneinander trenne. Das ist für mich vom Gefühl her nicht zwangsläufig in die gleiche Richtung laufend bzw. auf der gleichen Ebene spielend. Ich kann nur gerade nicht direkt in Worte fassen, wie genau ich diese Diskrepanz empfinde.
      Vielleicht kann ich es mit einem anderen Beispiel ein bisschen verdeutlichen: Wenn meine Schwester Probleme in der Schule hat, setze ich mich mit ihr hin und helfe ihr beim Lernen, in dem ich ihr etwas anders (aber fachlich trotzdem richtig) erkläre, als ihre Lehrerin. Genau genommen belehre ich sie also. Trotzdem sehe ich mich dann nicht als ihre Lehrerin an, sondern meinetwegen als Vermittlerin. Ich hoffe, das war einigermaßen logisch...

      Zu deinem vorletzten Absatz: Ich bin keineswegs in irgendeiner Form empört, verletzt oder fühle mich auch nur angegriffen. Nein, es ist deine Meinung und ich bin wirklich froh, dass du sie mir geschildert hast! Gerade ein solcher Austausch ist mir beim Bloggen sehr wichtig und solange alles einigermaßen sachlich gehalten ist (Sprich: ohne Beleidigungen etc.), komme ich auch mit Gegenmeinungen super klar.
      Der einzige Absatz, mit dem ich evtl. nicht so klar komme, ist da der letzte. Ich stampfe nicht mit dem Fuß auf. Ich habe lediglich (wie ich hoffe relativ sachlich) versucht auszudrücken, weshalb ich mich persönlich nicht als Literaturkritiker identifiziere. Das ist ein persönliches Empfinden, das ich in meinen Augen haben darf. Wie gesagt, ich spreche es niemandem ab sich als Kritiker zu sehen. Ich kann mich nur selbst nicht so einordnen.

      Viele Grüße,
      Mareike

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  10. Liebe Mareike,

    ich habe vor nicht allzu langer Zeit meinen Blog begonnen, um mir selbst ein virtuelles Gedächtnis zu erschaffen und die Bücher, die mir am Herzen liegen, schreibend ein zweites Mal zu entdecken und das Gelesene damit zu konservieren.

    Ist das literaturwissenschaftliche Kritik? Nein. Ähnlich wie Du und viele andere Blogger nehme ich mir nicht das Recht in Anspruch, über Gut und Schlecht zu urteilen. Ich kann es auch nicht, da mir dazu das notwendige Fachwissen und die Methodenkompetenz fehlt. Ist das nun schlimm? Abermals nein. Ich freue mich, wenn ich andere Leser auf meine Bücher aufmerksam machen konnte.

    Vor allem aber bereitet es mir einfach Freude, mich am Feierabend mit Literatur auseinanderzusetzen und meine Gedanken schreibend zu sortieren. Das mag dann nicht ganz professionell sein aber es kommt von Herzen...

    LG
    Stefan

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    1. Ohne dich nun angreifen zu wollen. Du sagst: "nehme ich mir nicht das Recht in Anspruch, über Gut und Schlecht zu urteilen. Ich kann es auch nicht, da mir dazu das notwendige Fachwissen und die Methodenkompetenz fehlt." und nennst deine Leseeindrücke "Rezensionen". Das passt nicht, denn mit dieser Titulierung beanspruchst du genau das, was du eigentlich gar nicht willst.

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