Rezension | Girl running, Boy falling


Girl running, Boy falling | Kate Gordon | Carlsen | HC | 240 Seiten | 16,00€ | ✼✼✼

Klappentext
Therese liebt die kleine Stadt auf der Insel am Ende der Welt. Sie liebt Tante Kath, von der sie Tiger genannt wird, ihre Freunde, die sie Resey rufen, und vor allem ihren besten Freund Wally, für den sie nur Champ ist, und der sie endlich, endlich geküsst hat. Doch dann geschieht das Undenkbare. Der strahlende Wally, die nächste große Football-Hoffnung der Schule, nimmt sich das Leben und Thereses Welt fällt in sich zusammen. Sie versucht alles, um nicht selbst zu fallen. Zum Glück gibt es Tante Kath und ihre Freunde, die Therese auffangen und ihr helfen weiterzuleben. 

Meine Meinung:
Ich sitze gerade hier, draußen auf einer Bank, und versuche die richtigen Worte zu finden, um euch meine Gedanken zu diesem Buch nahe zu bringen. Ich weiß nicht, ob ich einfach ein bisschen aus der Übung bin, oder ob es an dem Buch liegt... In jedem Falle ist es gar nicht so einfach. 
Girl running, Boy falling war für mich in vielerlei Hinsicht ein interessantes Buch. Ich fange mal mit der Protagonistin an: Therese. Wir erleben die Handlung aus ihrer Perspektive, eine tatsächlich sehr gewöhnliche Sicht, in die ich mich sofort hinein fühlen konnte. Tiger ist eine relativ ruhige Person, die eine Vielzahl von Interessen hat und diese auch auslebt. So spielt sie im Schulorchester, malt, ist gut in so ziemlich allen Fächern, eine tolle Bäckerin, ... Schon seit Jahren ist sie in ihren besten Freund Wally verliebt, aber (u.a. auf den gut gemeinten Rat ihrer Freundin Melody) sie traut sich eigentlich nicht dem weiter nachzugehen. Als Wally sie eines Tages küsst, schwebt sie geradezu auf Wolken, auch, wenn die beiden das ganze weiterhin geheim halten. Als dann das Unvorstellbare passiert und sie erfährt, dass er sich das Leben genommen hat, geht sie in eine ziemliche Abwehrposition. Sie will allen zeigen, dass sie klar kommt, dass sie nicht zu reden braucht, dass das Leben eben weitergeht. Und hier kommt das größte Problem ins Spiel, dass ich mit diesem Buch habe. 
Ich finde die Reaktion von Therese absolut nachvollziehbar und wirklich authentisch geschrieben. Ich bin sehr froh darüber, dass ich bisher nicht in einer ähnlichen Situation steckte, kann mir aber gut vorstellen, dass sie bei weitem nicht die einzige mit einer solchen Reaktion ist. Was mir leider nicht wirklich realistisch vorkam, war der spätere Wendung ihres Verhaltens. So ziemlich von jetzt auf gleich sieht sie ein, dass sie vielleicht doch Hilfe gebrauchen könnte und fährt dann auch das gesamte Geschütz auf, also Therapeut, Schulsozialarbeiterin, Freundesnetz, ... Ich hätte mir gewünscht, dass die Einsicht zumindest ein bisschen gradueller entsteht. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich glaube, ich hatte in meinem ganzen Leben noch keinen Punkt, an dem ich eine solche 360°-Wendung hingelegt habe.
Kate Gordons Schreibstil hat mir ziemlich gut gefallen. Man konnte sich durch ihn recht leicht in die Geschichte und die Charaktere hineindenken und er wirkte nicht störend.
Was wiederum ein großes Plus für mich ist, sind auch die anderen Charaktere. Obwohl es ja ein doch eher kurzes Buch ist, hatte ich das Gefühl, dass zumindest die meisten ziemlich gut ausgearbeitet waren und nicht nur eindimensionale Sidekicks. Gerade die verschiedenen Beziehungen zwischen Therese und ihren Freunden, zu ihrer Tante und zu ihrem weiteren sozialen Netz waren vielschichtig und authentisch. Eine Beziehung, die ich erst sehr spät so langsam zu begreifen begonnen habe, ist dabei die zu ihren Eltern. Irgendwie kann ich diesen Punkt noch immer nicht zu 100% nachvollziehen, aber ich glaube, das ist auch gar nicht unbedingt nötig, um die Problematik dahinter zu verstehen. Ich weiß, quasi aus eigener Erfahrung, dass ich mindestens in dieser Hinsicht komplett anders ticke, als Resey, aber das heißt ja nichts.
Fazit
Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass es ein sehr ruhiges, aber doch überwiegend kraftvolles Buch ist. Die Charaktere sind realitätsnah und vielseitig gestaltet, wir haben mehrere verschiedene "Repräsentationsfiguren" und eine Protagonistin, die schließlich lernt über ihren eigenen Schatten zu springen. Kleine Minuspunkte gibt es bei mir für die Handlung und Charakterentwicklung an sich. Trotzdem würde ich dieses Buch definitiv weiterempfehlen, solange man mit der Triggerwarnung (suizidales Verhalten) zurecht kommt.

✼✼✼


Andere Meinungen zu diesem Buch



Vielen Dank an den Carlsen Verlag für dieses Rezensionsexemplar!


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