Sammelrezension | OMG, diese Aisling und Long way down


OMG, diese Aisling | Sarah Breen, Emer McLysaght | bold | TB | 336 Seiten | 14,90€ | ✼✼

Klappentext
Auf den ersten Blick führt Aisling ein beschauliches Leben. Mit 28 wohnt sie noch bei ihren Eltern in ihrem Heimatort Ballygobbard und träumt, wovon man in dieser verschlafenen Kleinstadt so träum kann: einem Ring am Finger und der ganz großen Liebe. Doch selbst ein gefangener Brautstrauß und ein romantischer Trip nach Teneriffa bewirken bei ihrem Freund nichts. Kurzerhand nimmt Aisling ihr Leben selbst in die Hand. Sie macht Schluss mit John und zieht nach Dublin zu ihrer Hippen Kollegin Sadhbh. Die Folgen: neue, glamouröse Freundinnen (mit durchaus umglamourösen Problemen), ein Finanzskandal (mit dem sie hoffentlich nichts zu tun hat) und ein turbulentes Liebesdreieck (das in einem Viereck zu münden droht). Kling nach Chaos? Klingt ganz nach Aisling!

Meine Meinung:
Als uns dieses Buch auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde, klang es nach genau dem richtigen Buch für den Sommer: eine locker-leichte Geschichte, mit einer coolen, selbstbewussten Protagonistin, der einen oder anderen unerwarteten Wendung und der richtigen Prise Chaos. Leider konnte mich nichts davon erreichen.
Schon auf den ersten Seiten begann ich eine gewisse Distanz zu Aisling zu spüren. Ich hatte sie mir im Voraus als so einen richtigen Gut-Menschen vorgestellt, der jedem alles recht machen will und dabei vielleicht hin und wieder sich selbst vergisst. Je weiter ich im Buch kam, desto gegenteiliger fiel sie mir jedoch auf: über jeden und alles wertet sie, nur häufig nicht über sich selbst, ihr einziges Ziel im Leben scheint eine Hochzeit zu sein und zwar jetzt und dass ihr Freund ihr sagt, dass das aktuell noch kein Thema für ihn ist, nimmt sie nicht nur als höchst persönlich beleidigend auf, sondern auch so, dass er das nur sagt, um sie zu überraschen. Ich meine, sie bucht den Urlaub, der schon im Klappentext steht ausschließlich, damit er ihr dort einen Antrag macht! Als sie sich dann von ihm trennt, ist sie permanent sauer auf ihn, dass er sich nicht meldet und scheinbar auch ohne sie sowas wie ein Leben hat. - Kurzum: Ich war einfach nur abgrundtief genervt von Aisling.
Die Geschichte nimmt gegen Ende, zumindest was die Cocharaktere angeht, noch einmal eine für mich unerwartete Wendung, diese wird allerdings recht schnell abgewürgt, was ich sehr schade fand, da sie dem Buch eine wirklich neue Richtung hätte geben können.
Den Schreibstil empfand ich als ganz angenehm. Es war überwiegend nicht unbedingt mein Humor, aber die eine oder andere Passage brachte mich schon zum schmunzeln. Für meinen Geschmack gab es ein bisschen zu viele Figuren, das ist mir aber wahrscheinlich nur so aufgefallen, weil sie (fast) alle irische Namen haben und ich meist nur noch auf das Schriftbild bei ihnen achtete, aus Ermangelung einer Ahnung, wie sie jetzt genannt werden.
Fazit
Allgemein hat mich OMG, diese Aisling leider ziemlich enttäuscht. 90% des Buches war ich einfach nur genervt und hatte überwiegend kaum noch Lust überhaupt weiter zu lesen. Der Schreibstil hat mir an sich gut gefallen, aber die Handlung und ganz besonders die Protagonistin konnten mich wirklich Null erreichen und haben mir die Freude daran genommen. Wenn ich ehrlich bin, ruft mich das Buch sogar eher dazu auf, so un-Aisling-like, wie möglich zu werden...






Long way down | Jason Reynolds | dtv | 320 Seiten | 14,95€ | ✼✼✼✼

Klappentext
Wills Bruder ist tot. Er wurde erschossen. Will fühlt eine Trauer, die er nicht in Worte fassen kann. Aber er kann "die Regeln" befolgen: Nr. 1 - Weinen. Tu's nicht. Egal, was passiert. Nr. 2 - Jemanden verpfeifen. Tu's nicht. Egal was passiert. Nr. 3 - Rache - Finde den, der getötet hat. Und töte ihn. Aber Schüsse können danebengehen. Und du kannst den Falschen erwischen. Und da ist immer einer, der "die Regeln" befolgen will.
Meine Meinung:
Wow, was für ein Buch. Ich habe schon wirklich lange kein ganzes Buch in Versen mehr gelesen und ich glaube, ich habe noch nie eines gelesen, in dem sich dieses Format so natürlich und richtig angefühlt hätte. Jason Reynolds schreibt im gleichen Moment brutal, ehrlich und absolut ungesühnt und doch poetisch. Das ist eine Kombination, die wohl bei weitem nicht jedem gelingen dürfte. 
Ich kann gar nicht viel über den Inhalt erzählen ohne zu Spoilern. Es ist so, dass sich auf seinem Weg im Fahrstuhl Richtung Erdgeschoss auf jeder Etage die Türen öffnen und jemand aus seinem Leben einsteigt, der mit Will spricht. Mehr möchte ich darüber nicht sagen.
Fast genau so schnell, wie der Fahrstuhl fährt, bin ich durch dieses Buch gerast. Ich habe es regelrecht verschlungen, an einem Tag in wenigen Stunden, neben der Lernerei fürs Physikum. Es fällt mir gerade unglaublich schwer meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen... Mit jedem dazusteigenden Passagier steigt eine gewisse unterschwellige Anspannung, zeigen sich verschiedene Arten von Liebe, Hass und Gewalt, verdichtet sich (nahezu buchstäblich) die Luft um Will und am Ende ist er es, der eine Entscheidung fällen muss.
Fazit
Wenn ihr das Buch gelesen habt, würde ich super gerne mit euch darüber diskutieren. Diese Rezension mag recht kryptisch sein, aber das liegt einfach daran, dass es eben eine sehr handlungsarme und gesprächsreiche Geschichte ist, die nicht viel Raum für "das kann man problemlos erzählen" lässt. Wir können uns also super, super gerne persönlich darüber austauschen, ohne andere zu spoilern. Definitiv gebe ich aber eine mehr als klare und eindeutige Leseempfehlung, denn dieses Buch hängt einem definitiv länger nach! Ich habe es mit Sicherheit nicht zum Letzten Mal gelesen und das heißt immerhin etwas.



Vielen Dank an dtv/bold für diese Rezensionsexemplare!

4 Kommentare

  1. Liebe Mareike,

    du hast mich jetzt ganz schön neugierig gemacht auf "Long Way Down". Ich mag Jason Reynolds sehr, er schafft es in seinen Büchern immer ernste Themen (va. Rassismus) mit "leichteren" Themen und teils auch mit Humor auf ganz natürliche Weise zu verbinden. Und ein Buch in Versen aus seiner Feder klingt noch mal doppelt so gut! Ohne dich wäre mir der Titel vermutlich entgangen - zumindest war deine Rezension jetzt das erste Mal, dass mir das Buch irgendwo begegnet ist. Danke also dafür!

    Liebe Grüße
    Kathrin

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    1. Huhu liebe Kathrin!

      Das freut mich total, das Buch hängt einem auch wirklich so nach und ist einfach... Besonders. Ich habe vorher noch nichts von ihm gelesen, wollte ich aber schon lange und jetzt werde ich, beizeiten, definitiv auch mal zu seinen anderen Büchern greifen!

      Liebste Grüße,
      Mareike

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  2. Liebe Mareike,

    gegensätzlicher könnten die Bewertungen nicht sein.
    Irgendwie habe ich schon geahnt, dass OMG, diese Aisling nicht unbedingt den Typ Frau dieses Alters wiedergibt, den ich kenne. Ich habe das Buch nicht gelesen und bereue es bisher auch nicht.

    "Long way down" ging fast an mir vorbei. Nur durch Sandra habe ich etwas von diesem Buch gehört. Es klingt unkonventionell, anders, aufregend und nervenaufreibend. Ob ich lesen werde? Trotzdem nicht. Zumindest bin ich nicht in der Stimmung dafür.

    Aber danke für die Vorstellung der Bücher.

    Liebe Grüße
    Tina

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    1. Huhu Tina!

      Das kann ich aber auch komplett nachvollziehen! Man muss einfach ben selbst einschätzen, ob das ein Buch ist, das was für einen ist, oder nicht. Ich fand es super stark, aber andere lieben ja bspw. auch After Passion und Panem und es ist einfach nicht meins. Wenn du irgendwann vielleicht doch in die Stimmung dafür kommen solltest, bin ich aber auf deine Meinung gespannt :)

      Liebe Grüße,
      Mareike

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