Schamlos | Amina Bile, Sofia Nesrine Srour, Nancy Herz | Gabriel Verlag | HC | 168 Seiten | 15,00€ | ✼✼(✼)
Klappentext
Wie kannst du sagen, wer du bist, wenn dir jeder sagt, wer du zu sein hast? Hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen ihrer Familien und ihrem Leben in einem westlichen Land - so geht es vielen muslimischen Mädchen. Doch noch nie haben sie ihre Geschichten so persönlich und offen erzählt - ohne zu urteilen und ohne ihre eigene Kultur zu verraten. Denn sie wollen nur eins: selbstbestimmt leben und frei sein.
Meine Meinung:
Ich hatte wirklich ziemlich hohe Erwartungen an Schamlos, klang es doch für mich nach einem Buch, das dazu einlädt über den Tellerrand zu schauen und sich mit Themen zu beschäftigen, die in meinem Alltag keine wirkliche Rolle spielen. Leider war ich jedoch ziemlich enttäuscht, auch wenn es vielleicht nicht richtig schlecht ist...
Was ich an dem Buch mochte, waren die verschiedenen genutzten Formate. Es gibt Anekdoten aus dem Leben der drei Autorinnen, ebenso wie Geschichten von Mädchen, die sie getroffen haben. Außerdem sind Abschnitte als Dialog gestaltet oder als persönlicher Zeitstrahl. Außerdem gibt es viele wunderschöne Zeichnungen, im Stil des Covers. Ich mag diese Liebe zum Detail in der Aufmachung wirklich sehr!
Mein größtes Problem mit Schamlos war wohl, dass es in meinen Augen keine klare Zielgruppe gab, die es ansprechen sollte. In vielen Fällen, finde ich das auch gar nicht schlimm, ich lese ja auch gerne hin und wieder mal ein Kinderbuch, auch wenn es nicht in erster Linie für meine Alterskategorie geschrieben wurde. Warum es mir dieses Mal aber dennoch negativ auffiel: Ich bin Atheistin und mein Wissen zu den genaueren kulturellen Gegebenheiten im Islam sind relativ begrenzt. Aus diesem Grund hat es mich ziemlich verwirrt, wie der Leser in diesem Buch angesprochen wurde. Im einen Moment wurden Dinge bis ins Detail erklärt, die ich als Allgemeinwissen werten würde. Im nächsten Moment wurden dann aber andere Sachen als selbsterklärend angenommen, von denen ich noch nie gehört habe. Letzteres hätte mich gar nicht gestört, wenn die primäre Zielgruppe junge Muslima gewesen wären, dann hätte man aber eben gewissen Dinge definitiv erstrecht nicht so vertiefen müssen. Keine Ahnung, ob das nur mir so ging, aber ich habe mich dadurch beim Lesen nie so wirklich einbezogen oder ernstgenommen gefühlt. (Auch wenn ich das definitiv nicht als Intention unterstellen will! Es kam bei mir nur so an.) Außerdem war ich irgendwann von den sehr gestellt wirkenden Dialogen genervt, weil es in meinen Augen einfach nicht so authentisch wirkte, wie ich Nancy und Sofia auf der Buchmesse kennenlernen durfte.
Fazit
Leider konnte mich Schamlos nicht abholen. Es gab definitiv einige Punkte und Aspekte, die ich sehr interessant fand, aber dafür wurden Themen, die ich in dem Kontext sehr spannend gefunden hätte (z.B. die Thematik LGBTQ+) quasi einmal mit einem Wort genannt und dann fallen gelassen. Die Aufmachung und Formate haben mir aber ganz gut gefallen.
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Vox | Christina Dalcher | Fischer Verlag | TB | 400 Seiten | 12,00€ | ✼✼
Klappentext
In einer Welt, in der Frauen nur hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, bricht eine das Gesetz. Das provozierende Überraschungsdebüt aus den USA, über das niemand schweigen wird! Als die neue Regierung anordnet, dass Frauen ab sofort nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, will Jean McClellan diese wahnwitzige Nachricht nicht wahrhaben - das kann nicht passieren. Nicht im 21. Jahrhundert. Nicht in Amerika. Nicht ihr. Das ist erst der Anfang. Schon bald kann Jean ihren Beruf als Wissenschaftlerin nicht länger ausüben. Schon bald wird ihrer Tochter Sonia in der Schule nicht länger Lesen und Schreiben beigebracht. Sie und alle Mädchen und Frauen werden ihres Stimmrechts, ihres Lebensmuts, ihrer Träume beraubt. Aber das ist nicht das Ende. Für Sonia und alle entmündigten Frauen will Jean sich ihre Stimme zurückerkämpften.
Meine Meinung:
Noch eine, wenn ich es richtig sehe, relativ unpopular opinion, aber na ja... Manchmal ist das so.
Angefixt von dem Hype, der zu Jahresbeginn um Vox entstand, habe ich mich auch daran gewagt. Ich muss sagen, ich fand die Ansätze durchaus spannend, aber die Umsetzung war nicht meins.
Der Schreibstil zog sich in die Länge, wenn Spannung erzeugt wurde, dann konnte sie für mich nicht gehalten werden. Viele Handlungsstränge wirkten für mich sehr unrealistisch und überzogen und die allermeisten Charaktere flach und eindimensional. Jean ist Wissenschaftlerin und hat vor dem 100-Worte-Gesetz an einem Anti-Aphasie-Serum gearbeitet. Das ist ein Serum, dass sogenannte Aphasien (Verlust des Sprechvermögens oder Sprachverstehens infolge einer Erkrankung des Sprachzentrums im Gehirn) rückgängig machen kann. Auch, wenn mir bewusst ist, dass das (zumindest bisher) unmöglich ist, hätte mich dieser Aspekt am Buch weit mehr interessiert, als das meiste, was stattdessen in dem Buch passiert. Schade, da hatte ich mir mehr erhofft.
Fazit
Gute Ansätze, aber leider nicht mehr. Die (für mich) wirklich interessanten Stränge wurden immer nur ganz kurz angerissen und dann fallen gelassen.
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Andere Meinungen zu diesem Buch
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Vielen Dank an Thienemann-Esslinger, Fisher und Netgalley DE für die Rezensionsexemplare.
Vielen Dank an Thienemann-Esslinger, Fisher und Netgalley DE für die Rezensionsexemplare.
Hey Mareike :)
AntwortenLöschenich find es echt interessant, dass du eine ganz andere Meinung zu "Schamlos" hast als ich. Schade, dass es dir nicht so gefiel, aber ein bisschen kann ich deine Kritikpunkte auch nachvollziehen. Mich konnte es allerdings total abholen :D
Liebe Grüße!
Huhu Luise :)
LöschenIch fand das auch wirklich schade, weil ich mich ziemlich drauf gefreut hatte... Aber am Ende musste ich mich immer wieder dazu zwingen, überhaupt weiter zu lesen, weil es mich einfach nicht erreichen konnte. Aber es freut mich, dass es dir deutlich besser gefallen hat!
Liebe Grüße,
Mareike :)
Huhu Mareike,
AntwortenLöschendas ist ja schade, dass dich die Bücher beide nicht so überzeugen konnten. "VOX" habe ich auch gelesen, aber es ist ein bisschen besser bei mir weggekommen, als bei dir.
Liebe Grüße, Petra von Papier und Tintenwelten